Das Bild stellt eine Straßenszene in Indien dar, in der das Orange der Straße dominiert. Im Komplementärkontrast zur orangenen Farbe der Straße steht der strahlend blaue Himmel. Die Sonne scheint
auf die rechte, strahlend gelbe Straßenseite, die linke liegt im (extremen) Schatten – durch diesen weiteren Kontrast (hell-dunkel) entsteht zusätzlich Spannung. Verstärkt wird dieser
Hell-Dunkel-Kontrast durch die strahlend weiße Kleidung des etwas links von der geometrischen Mitte des Bildes befindlichen älteren indischen Mannes mit einem Affen auf
der Schulter: Obwohl der alte Mann im Schatten steht und seine Kleidung daher eigentlich viel dunkler sein müsste, scheint sie regelrecht zu leuchten, wodurch der Fokus des Betrachters auf den
alten Mann als zentrale Figur im Bild gezogen wird.
Auf dem Bild dominieren die leuchtenden Farben Indiens, die den kleineren, schattigen Teil zu verdrängen scheinen. Die Straßenszene selbst wirkt ruhig und friedlich: Der alte Mann wartet auf
Touristen, die ihn oder ihn zusammen mit dem Affen fotografieren wollen. Es wird mit Obst und Gemüse gehandelt, eine indische Frau in typischer Landeskleidung (Sari) läuft mit einem
Tongefäß auf dem Kopf unter einer Leine mit Wäsche hindurch. Auch die verwendeten Zeitungsausschnitte und Bilder zeigen das Indien, wie es sich viele als Urlaubsziel vorstellen oder es aus Filmen
kennen:
Im Himmel: Taj Mahal, Buddha Statue
In der Straße: Tiger, buddhistischer Mönch „Der Welt ein Willkommen“,Bollywood-Tanzgruppe
Im Haus rechts: Gewürze, indische Frau, Elefant mit bunter Farbe
Bei näherem Hinsehen stellt der Betrachter jedoch fest, dass nicht alles so harmonisch ist, wie es zunächst scheint: Im Schatten des Mannes (ganz vorne links) sitzt – auf den ersten Blick kaum zu sehen - ein Bettler. Der Bettler steht symbolisch für die bittere Armut, die in den Ländern wie Indien immer noch vorherrscht, auch wenn uns Urlaubsprospekte, Länderdokumentationen im Fernsehen und wunderschöne Bildbände etwas anderes glauben machen lassen wollen.
Auch der kleine Junge, der mit einem Kleidungsstück in der Hand unter der Wäscheleine steht, symbolisiert die in Indien (und vergleichbaren Ländern) immer noch praktizierte Kinderarbeit und Ausbeutung der Hilflosen. Die Ausbeutung der Arbeiter wird von der Kleidungsindustrie und letztendlich auch von den Endverbrauchern in Kauf genommen, um möglichst günstige Kleidung zu produzieren und kaufen zu können. Auch hier zeigt sich, dass der Konsumwunsch stärker wirken kann als der Verstand: Wer sich in einem Geschäft eine Hose aus Indien oder Bangladesch für 10 € kauft, müsste eigentlich besser wissen, dass diese –unter Berücksichtigung von Material-, Herstellungs- und Transportkosten - nur unter Ausbeutung der Arbeiter hergestellt worden sein kann.
Dass der Einfluss der Industrienationen und der Konsumenten bis in diese Region/dieses Bild reicht, wird durch das in dieses Bild hineinragende Hochhaus und dem aus dem Zentralbild übernommenen Ansatz des bedrohlich rötlichen Himmels wiedergegeben. Auch der von Indien in das Zentralbild hineinragende Obstkorb steht für die Güter, die teilweise aus sehr armen Ländern in die Industrienationen geliefert werden und dort ganz selbstverständlich zu den Konsumgütern im Supermarkt gehören. Aber das allzu heile Bild von Bollywood hat Feuer gefangen und droht zu verbrennen.
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